Kappensitzung und Co.

Ursprünglich waren die Fastnachtssitzungen gedacht als Persiflage der Ratssitzungen einer bornierten Obrigkeit. Doch schon bald gewannen die Symbole der Narren eigenen Wert und eigene Bedeutung. Kein Mitglied eines Karnevalvereins durfte ohne die vereinsgerechte Kappe im Versammlungssaal erscheinen. "Stern und Kapp'", diese beiden Eintrittskarten zu den närrischen Versammlungen, entwickelten sich auch zu beliebten Weihnachtsgeschenken. Die Narrenkappe war ebenso wie der Orden zum Statussymbol einer bürgerlichen Elite geworden.

Büttenreden und schlagfertige Dialoge waren ein Ventil für das Bürgertum, das immer selbstbewußter wurde - eine politische Entmündigung der Herrscher vor und nach der Deutschen Revolution von 1848. So sammelte sich unter der Narrenkappe eine freche, selbstbewußte und aufsässige Opposition, die sich bewußt mit den Symbolen der Französischen Revolution schmückt, etwa mit der Jakobinermütze oder in Gestalt des "Protokollers", der mit dem Amt des Generalanklägers der Revolutionstribunale kokettierte.
Diese Grundelemente der reformierten Fastnacht finden sich auch heute noch.

In jeder Sitzung: Komitee, Bütt' und Protokoller. Spätestens mit dem Fernsehzeitalter wurde allerdings die politisch-literarische Fastnacht etwas in den Hintergrund gedrängt und durch Kokolores und Gesangsgruppen ersetzt. Der Zeitgeist lebt in den Sitzungen auf und schafft neue Elemente. So sind Playback-Shows ebenso in Mode gekommen wie Stimmenimitationen. Früher waren es einmal Sänger und Ballettmädchen.

Manches wird sich erhalten, manches verschwinden, und so wird es auch weiterhin eine dynamische Fastnacht geben.

 

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